Ein neuer Film für Ocean Berlin
- Johanna Thompson
- Apr 17
- 4 min read
Ein neuer Film kommt in die 3D/Stereo Dome 180-Grad-Kinos von Coral World International. Wir haben mit dem Emmy-prämierten Unterwasserfilmemacher Adam Ravetch über das Projekt, seinen kreativen Prozess und die Inspiration hinter dem Film "Dive the Wild Coast" gesprochen.

Wie sind Sie zum Unterwasserfilmen gekommen?
Wasser war schon immer mein Element, das begann schon mit dem Planschen im Pool als Dreijähriger und später war ich mit meinem Vater an der Pazifikküste Surfen. Mit 18 habe ich dann meinen Tauchschein gemacht, während der Hochphase der Tauchprogramme an amerikanischen Universitäten. An der San Diego State University absolvierte ich sieben je 20-wöchige Kurse und wurde Tauchlehrer. Ich habe in San Diego, im Nahen Osten und auf den Florida Keys unterrichtet. Gleichzeitig studierte ich Meeresbiologie. Film spielte ebenfalls früh eine große Rolle in meinem Leben. Meine Tante und mein Onkel waren Hollywood-Drehbuchautoren. Ich wuchs mit filmischem Erzählen auf, das prägte mich. Ich wollte diese Tradition auf meine eigene Weise fortführen und begann, Geschichten über das Meer und seine Fauna zu erzählen. Insbesondere wollte ich bis dahin unbekanntes Tierverhalten zeigen. Das wurde meine Berufung.

Erzählen Sie uns vom neuen Film.
Gedreht wurde der Film vor der Küste Südafrikas. Benjamin Kahn hatte die Idee, eine Geschichte um sogenannte Bait Balls (Kugelschwärme) und Weiße Haie zu kreieren. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl auf diese Region. Was diesen Küstenabschnitt so besonders macht, ist dass hier jährlich die größte Biomassenwanderung von Fischen weltweit stattfindet: der Sardinenzug. Jeden Winter ziehen riesige Sardinenschwärme entlang der südafrikanischen Küste. Ein kleiner Teil folgt einer nährstoffreichen, kalten Auftriebszone, die sie nah an die Küste Südafrikas bringt. Dort treffen sie auf eine warme Gegenstromzone, die sie nicht durchqueren können. Dadurch werden sie in einen schmalen Küstenkorridor gezwungen und schwimmen so hunderte Kilometer entlang der Küste – durch ein wahres Labyrinth aus Raubtieren.
Delfine, Haie, Seevögel und sogar Wale versammeln sich und warten auf die Sardinen. Sie alle sind die Protagonisten unseres Films. Migration und das komplexe Zusammenspiel dieser Tiere in extremer Umgebung stehen im Zentrum. Es ist kein klassischer Dokumentarfilm, sondern ein immersives, stereoskopisches 3D-Erlebnis, das den Zuschauer mitten in eines der spektakulärsten Naturereignisse der Welt versetzt.
Was genau ist ein Bait Ball?
Wenn Sardinen Gefahr wittern, bilden sie einen kompakten, wirbelnden Kugelschwarm, um ihre Angreifer zu täuschen. In dieser Formation wird es für Raubtiere schwieriger, einzelne Fische zu isolieren und zu erbeuten. Das Ziel: Genug überleben, um die Art zu erhalten.
Sardinen gelten oft als leichte Beute, doch sie haben zahlreiche Strategien entwickelt, um Raubtieren zu entkommen. Diese ausgeklügelten Verhaltensweisen zeigen wir im Film. Umgeben von Haien, Delfinen, Vögeln und Walen beweisen die Sardinen Mut und Instinkt. Für mich sind sie die wahren Helden dieser Geschichte – auch wenn die im Sturzflug ins Wasser einschlagenden Seevögel gelegentlich die Show stehlen.

Wie verlief der Dreh?
Solche Naturereignisse lassen sich nicht planen. Manche Teams versuchen es jahrelang erfolglos. Wir hatten Glück, aber Glück kommt auch durch gute Vorbereitung. Entscheidend ist die richtige Crew: Ich habe mit Morne Hardenberg von Shark Explorers und seinem erfahrenen Team zusammengearbeitet .
Ebenso wichtig: Zeit auf dem Meer. Wir waren über 70 Tage draußen, bei jedem Wetter – oft bei drei bis sechs Meter hohen Wellen und Windböen bis 50 km/h. Manchmal passiert stundenlang nichts, und dann plötzlich sind die Sardinen da.
Wenn sie wegschwimmen, hat man keine Chance, hinterherzuschwimmen. Dann muss man wieder raus, mit dem Boot vorausfahren und erneut eintauchen. Die Tiere bestimmen das Tempo.
Wie filmt man für ein 180°-3D-Kinoerlebnis?
Benjamin Kahn wollte den Film unbedingt in stereoskopischem 3D drehen, um ein immersives Erlebnis zu schaffen. Im Kino schwimmen die Haie und Sardinen quasi direkt über den Zuschauern. Man hat das Gefühl, sie berühren zu können.
Dank Coral World kann man die Sardinenwanderung hautnah erleben – in 3D, trocken und sicher. Gefilmt wurde mit zwei Kameras, je ein Bild für das linke und rechte Auge, um die Tiefenwirkung menschlichen Sehens zu simulieren.
Coral World steht seit jeher für innovative Meereserlebnisse. Schon in den 1970ern entwickelte die Familie Kahn ein Unterwasserobservatorium am Roten Meer. Die heutigen Kuppelkinos sind die natürliche Weiterentwicklung dieser Idee.

Was erhofften, bzw erhoffen Sie sich, von diesem Film?
Für mich persönlich war das Filmen dieses Ereignisses ein unvergessliches Erlebnis. Als Taucher im Zentrum eines Bait Balls zu sein – umringt von jagenden Raubtieren – das ist ein Adrenalinkick ohnegleichen. Und das Ganze in 3D festzuhalten, war eine besondere Herausforderung – aber auch eine der lohnendsten Erfahrungen meiner Karriere. Mir war wichtig, dass die Aufnahmen aus verhaltensbiologischer Sicht neue Maßstäbe setzen. Ich glaube, das ist uns gelungen.
Ebenso wichtig war es, die Leistungen unseres Teams zu würdigen und eine Erzählung zu schaffen, die das Publikum wirklich mitnimmt. Dive the Wild Coast bietet eine packende, emotionale Reise, die man immer wieder erleben möchte. Jeder Sitz im Kino bietet eine neue Perspektive – es ist ein legendärer Tauchgang, ein Abenteuer, das man nicht verpassen sollte.

Über Adam Ravetch
Adam Ravetch ist Emmy-prämierter Unterwasserfilmer und Gewinner des Lowell Thomas Awards. Inspiriert von seiner Hollywood-Familientradition, entschied er sich, eigene Wege zu gehen – hinaus in die Natur. Seine Filme zeigen bislang ungesehenes Tierverhalten, oft mit narrativer Tiefe. Arctic Tale (Paramount Pictures) thematisierte den Klimawandel anhand zweier Jungtiere im Wandel der Arktis. Es folgten Produktionen für National Geographic, BBC (Planet Earth), Disney (Secrets of the Whales), Apple TV (Big Beasts), Netflix (Wolves of the Sea) und IMAX (To the Arctic).
Jüngst wurde Adam Ravetch mit dem renommierten NOGI Award for the Arts der Academy of Underwater Arts & Sciences ausgezeichnet – eine Ehre, die er mit Größen wie Cousteau, Cameron und Benchley teilt.
NOGI Award for the Arts: Video