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Writer's pictureDr. Lisa-Maria Braun

Quallen – Uralte Superwesen aus dem Meer 

Quallen gibt es schon seit über 500 Millionen Jahren und sie gehören damit zu den ältesten Lebewesen der Erde. Man findet sie weltweit, von flachen Küstengewässern bis in die Tiefsee. Trotz ihrer einfachen Struktur faszinieren diese Nesseltiere Forscher und Meeresliebhaber gleichermaßen. Mit ihren schwebenden, oft durchscheinenden Körpern wirken sie fast wie Aliens. Manche Arten haben tatsächlich beinahe übernatürliche Fähigkeiten. 

Bild einer Kastenqualle

Die unsterbliche Qualle: Turritopsis dohrnii 

Es klingt unglaublich, aber es stimmt – es gibt eine Quallenart, die den Tod scheinbar überlistet hat: Turritopsis dohrnii, auch bekannt als die „unsterbliche Qualle“. Diese winzige Qualle, die nur wenige Millimeter groß ist, hat die erstaunliche Fähigkeit, ihren Alterungsprozess umzukehren. Normalerweise durchlaufen Quallen verschiedene Lebensstadien, von der Larve (Planula) über das Polypenstadium bis zur ausgewachsenen Meduse. Was Turritopsis dohrnii so einzigartig macht, ist, dass sie bei ungünstigen Bedingungen oder Verletzungen in ihr Polypenstadium zurückkehren kann. Dieser Prozess, der als Transdifferenzierung bezeichnet wird, ermöglicht der Qualle, sich theoretisch unendlich oft zu regenerieren und so potenziell unsterblich zu sein. Natürlich bedeutet das nicht zwingend, dass diese Qualle ewig lebt – sie kann durch Fressfeinde oder Krankheiten sterben – doch ihre Verjüngungsfähigkeit ist einzigartig. 


Die Kastenqualle und ihre komplexen Augen 

Wenn man an Quallen denkt, stellt man sich normalerweise kein Lebewesen mit Augen vor; doch die Kastenqualle (Cubomedusa) überrascht genau damit. Diese Klasse der Nesseltiere verfügt über 24 Augen, die in vier Gruppen um ihren Körper angeordnet sind und eine 360-Grad-Sicht ermöglichen. Was sie noch außergewöhnlicher macht, ist, dass einige dieser Augen Linsen besitzen und somit in der Lage sind, echte Bilder zu sehen. Das ist besonders ungewöhnlich für ein Tier ohne zentrales Gehirn. Diese Qualle nutzt ihre Augen nicht nur, um Hindernissen auszuweichen, sondern auch, um Beute zu jagen. Mit ihrer beeindruckenden Beweglichkeit und der Fähigkeit, aktiv zu schwimmen, ist sie ein effektiver Räuber im Meer. Ihre Beute erlegen Würfelquallen mit Gift aus den Nesselkapseln in ihren Tentakeln. Die meisten Quallen sind für Menschen ungefährlich, aber es gibt auch Arten wie die berüchtigte Seewespe (Chironex fleckeri), deren extrem starkes Gift für Menschen tödlich sein kann. 


Quallen und Biolumineszenz 

Atolla- Qualle. Bildquelle Rebikoff Foundation.

Schätzungsweise sind etwa 50 % der Quallen biolumineszent. Die größte Vielfalt an leuchtenden Quallen findet sich in der Tiefsee, wo nahezu alle Arten leuchten. Die Biolumineszenz dient meist der Verteidigung gegen Räuber, wie zum Beispiel bei der Atolla-Qualle (Atolla wyvillei). Sie ist tiefrot gefärbt und besitzt typischerweise 20 Randtentakel sowie ein vergrößertes Tentakel, das zur Beutefanghilfe dient. Diese Art sendet bei Angriffen Lichtblitze aus, um Räuber auf den Angreifer aufmerksam zu machen und sich selbst zu schützen, was ihr den Spitznamen „Alarmqualle“ eingebracht hat. Andere Quallen produzieren leuchtenden Schleim, der Räuber angreift, oder setzen leuchtende Tentakel als Ablenkung ein. 


Quallenblüten und der Mensch 

Berichte über das massenhafte Auftreten von Quallen, sogenannten Quallenblüten, haben in den letzten Jahren weltweit zugenommen, was erhebliche negative Auswirkungen auf marine Ökosysteme und die Wirtschaft hat. Die Ursachen sind komplex und umfassen mehr als nur den Klimawandel; Quallen beeinträchtigen Fischerei, Industrie und Tourismus und sind Räuber sowie Nahrungskonkurrenten für Fischarten. Ihre gelatineartigen Körper verstopfen Fischernetze, schädigen Aquakulturen und blockieren Kühlsysteme von Schiffen und Industrieanlagen an Küsten. Die Eutrophierung von Ökosystemen sowie Überfischung, die zur Verringerung von Quallenräubern und -konkurrenten führt, sind beide mit einer Zunahme von Quallenblüten verbunden. 

Qualle Bildquelle: Richard Barndon, Coral Reef Image Bank

Quallen: Mehr als nur glibberige Meeresbewohner 

Quallen mögen auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch ihre Anpassungsfähigkeit und ihre faszinierenden Eigenschaften zeigen, dass sie mehr sind als nur glibberige Wesen in den Ozeanen. Diese Super-Tiere überraschen uns immer wieder mit ihrem komplexen Verhalten und ihrer einzigartigen Biologie. Könnten Quallen die wahren Meister der Zeit sein? Die Erforschung dieser faszinierenden Wesen hat gerade erst begonnen, und wer weiß, welche Geheimnisse sie noch in sich bergen. 

 

 

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