Sex and the Sea – Genderfluide Riffbewohner
- Johanna Thompson

- Aug 21
- 2 min read

Nicht nur die Paarungsrituale unter Wasser sind oft spektakulär. Um das Überleben einer Art zu sichern, hat die Natur erstaunliche Anpassungsstrategien entwickelt. Eine der faszinierendsten ist die Fähigkeit mancher Meeresbewohner, im Laufe ihres Lebens das Geschlecht zu wechseln.
Anders als bei uns Menschen – wo ein Geschlechtswechsel mit gesellschaftlichen und medizinischen Herausforderungen verbunden ist – ist er für viele Tiere im Meer ein einfacher, effektiver Überlebensmechanismus. Er sorgt dafür, dass auch unter schwierigen Bedingungen immer genügend Fortpflanzungspartner vorhanden sind.
Hier stellen wir euch einige der eindrucksvollsten Geschlechtswechsler vor:
Anthias – Farbenfrohe Geschlechtswechsler
Die bunten Anthias leben in Korallenriffen in Gruppen von etwa 20 Tieren – einem Harem, angeführt von einem einzigen Männchen das nur von Weibchen umgeben ist. Dieses soziale System erhöht die Fortpflanzungschancen: Je mehr Weibchen, desto mehr Eier können gelegt werden. Doch was passiert, wenn das dominante Männchen verschwindet? Dann übernimmt das stärkste Weibchen die Führung, indem es sein Geschlecht wechselt und zum Männchen wird. Auch andere Weibchen beginnen diesen Umwandlungsprozess, stoppen ihn jedoch, sobald ein neues Alphamännchen feststeht. So wird sichergestellt, dass es immer nur ein Männchen in der Gruppe gibt.

Clownfische – Vom Männchen zum Weibchen
Clownfische – bekannt aus dem Film Findet Nemo – verfolgen eine umgekehrte Strategie. Sie leben in kleinen Gruppen innerhalb von Seeanemonen, die ihnen Schutz vor Feinden bieten.
Jede Gruppe besteht aus einem dominanten Weibchen, einem Männchen und mehreren jungen, noch nicht geschlechtsreifen Tieren. Stirbt das Weibchen, übernimmt das größte Männchen dessen Rolle und wandelt sich zum Weibchen. Gleichzeitig entwickelt sich eines der Jungtiere zum neuen Männchen.
Dieser Vorgang wird protandrischer Geschlechtswechsel genannt und stellt sicher, dass stets ein fortpflanzungsfähiges Paar vorhanden ist.
Lippfische – Vom Weibchen zum Männchen
Auch viele Lippfisch-Arten, wie der Blaukopf-Lippfisch, leben im Riff und wechseln im Laufe ihres Lebens das Geschlecht – ähnlich wie die Anthias.
Sie kommen zunächst als Weibchen zur Welt und leben in Gruppen mit einem dominanten Männchen. Fällt dieses aus, verwandelt sich das stärkste Weibchen in ein Männchen. Dieser Wechsel geschieht erstaunlich schnell: Innerhalb weniger Tage verändert sich nicht nur das Verhalten, sondern auch der Körper – das Tier entwickelt männliche Fortpflanzungsorgane und übernimmt die Führungsrolle.
So bleibt die Fortpflanzungsstruktur stabil.

Geschlechtswechsel als Überlebensstrategie
Der Geschlechtswechsel ist eine äußerst effektive Strategie der Natur. Er sorgt dafür, dass Fortpflanzung auch dann möglich ist, wenn Partner knapp sind. Gleichzeitig hilft er, soziale Strukturen und Hierarchien innerhalb von Gruppen aufrechtzuerhalten.
Und übrigens hat auch der Mensch eine geschlechtliche Flexibilität: Das Leben beginnt geschlechtsneutral, in den ersten Wochen der Embryonalentwicklung sind wir alle gleich – erst später entwickeln sich männliche oder weibliche Geschlechtsmerkmale. Und auch da gibt es vielfältige Varianten.

