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Statik und Wasser

  • Writer: Johanna Thompson
    Johanna Thompson
  • Jun 16
  • 2 min read

Updated: Jun 17

Beim Bau eines Großprojekts wie Ocean Berlin arbeiten viele Fachleute im Hintergrund. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Statik, denn ohne stabile Konstruktion geht gar nichts. Wir haben mit Robert Hecke vom Ingenieurbüro Jockwer gesprochen und spannende Einblicke in seine Arbeit erhalten.

Ein Mann auf einer Baustelle
Ingenieur Robert Hecke auf der Baustelle von Ocean Berlin

Herr Hecke, wer sind Sie und welche Rolle spielen Sie bei Ocean Berlin?

Ich bin Robert Hecke, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Jockwer. Unser Büro ist für die Tragwerksplanung des Projekts zuständig, also die gesamte statische Planung. In den letzten drei Jahren haben wir die Statik von Ocean Berlin entwickelt und alle Baupläne wie Schal- und Bewehrungspläne erstellt. Ich selbst leite das Projekt technisch und kaufmännisch und bin zentraler Ansprechpartner für den Bauherren.


Was macht dieses Projekt so besonders?

In erster Linie die enorme Größe und Komplexität. Hinzu kommt das Element Wasser, das ganz andere Belastungen auf ein Gebäude ausübt als normale Nutzung. Besonders ist auch die enge Zusammenarbeit mit vielen anderen Fachbereichen – etwa Wassertechnik, Haustechnik, Ausstellung oder Glasplanung. Und das alles in einem internationalen Team.


Was sind aus statischer Sicht die größten Herausforderungen bei Ocean Berlin?

Die riesigen Wassermengen im Inneren des Gebäudes erzeugen einen enormen Druck, der genau berechnet und geplant werden muss. Besonders die Einbindung der Aquarienscheiben in die Betonstruktur stellt eine große Herausforderung dar.


Wie plant man die Statik für Becken mit so viel Wasser?

Die Belastung durch das Wasser muss exakt berechnet und mit passenden Bewehrungskonstruktionen umgesetzt werden. Das erfordert eine enge Abstimmung mit allen Planungsbeteiligten, dem Prüfingenieur und letztlich auch mit der Baustelle.


Sind Salzwasser und Materialien wie Acryl eine zusätzliche Herausforderung? 

In der Tat – im inneren des Gebäudes herrschen aus Sicht der Tragwerksplanung ähnliche Bedingungen wie bei einer in den Tropen gelegen Hafenanlage. Um zu verhindern, dass die salzhaltige Umgebung den Bewehrungsstahl angreift, arbeiten wir mit einem speziell abgestimmten Beton und langlebigem Korrosionsschutz.


Wie wird verhindert, dass sich Becken oder das Gebäude später absenken oder verformen?

Das gesamte Gebäude ist tief gegründet – mit Bohrpfählen, die genau auf die Lasten abgestimmt wurden. Alle tragenden Bauteile wurden so geplant, dass nur minimale, zulässige Setzungen oder Verformungen auftreten. Innerhalb des Gebäudes wurden alle Decken und lastabtragenden Bauteile auf die normative Verformungsbeschränkung ausgelegt. In erster Linie wird diese Beschränkung über Bauteilgeometrie und Bewehrung sichergestellt. 


Ist der Standort Berlin statisch besonders anspruchsvoll?

Ja, definitiv. In der Rummelsburger Bucht verläuft ein alter Arm der Spree unterirdisch. Das sorgt für schlechte Baugrundverhältnisse mit viel organischem Material. Aus diesen Gesichtspunkten war der Standort in Sachen Statik ziemlich herausfordernd gewesen.


Gab es Vorgaben zur Nachhaltigkeit, die Ihre Planung beeinflusst haben?

Von Anfang an war klar: Wir müssen Beton sparen und den CO₂-Fußabdruck minimieren. Zudem wird Ocean Berlin eine der modernsten Wasseraufbereitungsanlagen der Welt nutzen. Dafür wurden große Teile der Leitungen im natürlichen Gefälle geplant, um Pumpen zu vermeiden und den Stromverbrauch zu senken.  Diese aufwändige Leitungsführung und die Anordnung von Filterbecken im oberen Bereich des Gebäudes haben unsere Planung stark beeinflusst.


Und was ist für Sie persönlich das Faszinierendste an diesem Projekt?

Ganz klar: die Becken. Eine nicht alltägliche Konstruktion, große Lasten und die Einbindung der Glasscheiben sind nicht nur sehr herausfordernd sondern zugleich natürlich für einen leidenschaftlichen Tragwerksplaner ein absolutes Highlight.   



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