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Writer's pictureDr. Lisa-Maria Braun

Was bunte Papageienfische mit tropischen Sandstränden zu tun haben

Updated: Oct 16

Der strahlend weiße Sand, für den die traumhaften tropischen Strände so berühmt sind, hat einen überraschenden Ursprung: er liegt quasi im Verdauungstrakt des Papageienfisches. Diese farbenfrohen Fische kommen in allen Ozeanen vor und leben in Korallenriffen, Seegraswiesen und felsigen Küstenabschnitten. Sie sind für schätzungsweise 70 Prozent des Sands an den weißen Stränden der Karibik verantwortlich.


Der Bumphead Papageienfisch kann über einen Meter groß werden

Papageienfische als „Gärtner der Riffe“

Papageienfische gehören zur Familie der Scaridae, die etwa 100 verschiedene Arten umfasst. Sie werden 30 bis 120 Zentimeter lang und haben eine Lebensdauer von etwa sieben Jahren. Ihren Namen verdanken sie dem schnabelartigen Maul, das in Wirklichkeit eine Ansammlung hervorstehender, miteinander verschmolzener Zähne ist. Mit diesen beeindruckenden „Schnäbeln" kratzen sie feine Algen ab und fungieren so als „Rasenmäher" der Korallenriffe. Durch das Abweiden verhindern sie eine Überwucherung und sichern Korallenwachstum und Riffgesundheit. Beim Fressen verschlucken sie Korallenstücke, die zu feinem Sand zermahlen und ausgeschieden werden. Ein erwachsener Papageienfisch kann so über eine Tonne Sand pro Jahr produzieren!


Ein Papageienfisch hat ein schnabelartiges Maul, mit dem er Algen vom Riff kratzt.

Farbenpracht und Geschlechtswechsel

Die auffällig bunte Färbung der Papageienfische ändert sich im Laufe ihres Lebens – in Abhängigkeit von ihrem aktuellen Geschlecht: Männliche Papageienfische haben leuchtende Farben, Weibchen sind dunkler und monochromer. Nahezu alle Papageienfische beginnen ihr Leben als Weibchen,  nur einige wenige werden als Männchen geboren. In den meisten Fällen wechselt aber das größte Weibchen im Laufe ihres Lebens das Geschlecht und wird zu einem Männchen. Diese „sekundären Männchen“ übernehmen dann in ihrer Schule, die so zu ihrem persönlichen Harem wird, die Rolle der Fortpflanzung. Erstaunlich ist, dass dieser Geschlechtswechsel reversibel ist – ein sekundäres Männchen kann später wieder zum Weibchen werden. Wenn Weibchen männlich werden, übernehmen sie die bunten Muster, was zu atemberaubenden Farbvariationen führt. Diese lebhaften Farben dienen der Partnerwahl und Revierverteidigung.


Schlafen im Kokon

Ein weiteres faszinierendes Verhalten der Papageienfische ist die Bildung einer durchsichtigen Schleimhülle während der Nacht. In diesen "Schlafkokons" finden die Fische geschützt vor Parasiten und möglichen Räubern Erholung vom Tag. Am Morgen winden sie sich dann einfach wieder heraus.


Ein schlafender Papageienfisch in seiner durchsichtigen Schleimhülle (Source: Main image © Humberto Ramirez

Bedrohungen und Schutzmaßnahmen

Trotz ihrer Bedeutung für die Erhaltung gesunder Korallenriffe und die Bildung tropischer Sandstrände durch Algenbeweidung und Sandproduktion sind Papageienfische in ihrem Bestand heute stark bedroht: Überfischung und der Verlust ihrer Lebensräume setzen den farbenprächtigen Fischen enorm zu. Mögliche Schutzmaßnahmen werden dennoch kontrovers diskutiert: Während Wissenschaftler ein Fangverbot für Papageienfische fordern, warnen Fischer davor, dass dies einer Zerstörung ihrer Lebensgrundlage gleichkomme.

 

Unbestritten ist jedoch, dass der Schutz der Korallenriffe und nachhaltiger Fischfang von entscheidender Bedeutung sind, um diese faszinierenden „Riffgärtner“ zu erhalten. Nur so können sie ihre wichtige Rolle im Ökosystem langfristig weiter wahrnehmen – und die Widerstandsfähigkeit der Korallenriffe gegen die Folgen des Klimawandels und schädlicher menschlicher Einflüsse stärken.

Vielleicht denkst du nun daran, wenn du das nächste Mal dein Handtuch am Strand ausbreitest: Der Sand, auf dem du liegst, ist vielleicht das Geschenk eines Papageienfisches. Die Natur schreibt eine Fülle faszinierender Geschichten, und eine davon ist die der Schönheit unserer Strände, welche wir buchstäblich der Verdauung dieser erstaunlichen Fische verdanken.

 

Eure Lisa

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