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Writer's pictureDr. Lisa-Marie Braun

Das Geheimnis des White Shark Café

Das White Shark Café im Pazifik lockt jedes Jahr unzählige Weiße Haie an. Warum dieser Ort so besonders ist, bleibt ein Rätsel, das Forscher zu lösen versuchen. 

 

Mitten im Pazifik, etwa auf halbem Weg zwischen Kalifornien und Hawaii, befindet sich ein Ort, der Meeresforscher seit Jahren fasziniert – das sogenannte White Shark Café. Wenn man den Namen hört, könnte man denken, dass sich die Haie da in ihrer Freizeit zum Kaffeeklatsch treffen, vielleicht sogar mit Kuchen. Ganz so ist es zwar nicht, aber tatsächlich versammeln sich hier jedes Jahr zur gleichen Zeit ganze Scharen Weißer Haie (Carcharodon carcharias). Was genau sie an diesen scheinbar kargen Ort im offenen Ozean zieht, war jahrelang ein Rätsel und ist bis heute nicht vollständig geklärt. 

 




Great White Shark
Great White Shark

 

Was ist das White Shark Café? 

Das White Shark Café wurde erstmals 2002 entdeckt, als Forscher Weiße Haie mit Satellitensendern markierten, um ihre Wanderungen besser zu verstehen. Normalerweise verbringen diese Haie einen Großteil des Jahres an der Küste Kaliforniens oder Mexikos, wo es reichlich Nahrung gibt. Doch die Daten zeigten erstmals, dass Weiße Haie im Nordpazifik längere Zeit im offenen Meer verbringen und ungewöhnlich tiefe Tauchgänge bis zu 450 Meter unternehmen. Warum würden die Haie jedes Jahr zwischen Winter und Frühling hunderte Kilometer schwimmen und sich in dieser scheinbar kargen Region des Pazifiks versammeln? Diese jährliche Wanderung und die Tatsache, dass sie im Café oft monatelang verweilen, hat bei Meeresbiologen viele Fragen aufgeworfen. Zu diesem Zeitpunkt war nicht bekannt, dass es in dieser Region größere Mengen an Beute gab, noch zeichnet sich die Region durch außergewöhnliche Meeresströmungen oder andere Attraktionen aus. 

 

Die Rätsel des Cafés – Neue Technologien bringen Licht ins Dunkel 

Eine Expedition unter der Leitung von Barbara Block, Professorin an der Stanford University Hopkins Marine Station, startete im Jahr 2018 mit dem Ziel, mehr Daten über diesen geheimnisvollen Ort zu sammeln, um herauszufinden, was ihn so besonders macht. Durch den Einsatz modernster Satelliten- und Akustiküberwachung und das Testen von „environmental DNA“ (Umwelt DNA) wurden Daten über die Bewegungen und das Tauchverhalten der Haie sowie über die Umweltbedingungen und das marine Leben im Café gesammelt. Und tatsächlich, statt einer „ozeanischen Wüste“, fanden die Forscher tiefe Schichten von Phytoplankton (mikroskopische Algen) und vielfältige Tiergemeinschaften. Das Café ist also viel lebendiger und biologisch produktiver als erwartet und es wird vermutet, dass die Haie dort jedes Jahr Nahrung suchen. 

 


Männer und Frauen unter sich 

Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Unklar bleibt, warum sie diese Beute in den Tiefen bevorzugen, wenn es in ihren gewöhnlichen Lebensräumen reichlich Nahrung gibt. Außerdem zieht es die männlichen Haie in große Tiefen, während die Weibchen im flacheren Wasser bleiben. Solche Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern sind bei Haien eher unüblich und geben den Meeresforschern weitere Rätsel auf. Fressen weibliche Haie andere Nahrung? Oder hat es etwas mit dem Paarungsverhalten zu tun? Barbara Blocks Team hat hier auf jeden Fall noch ein Stück Arbeit vor sich. 


Der Schutz der Haie ist ein Gewinn für alle 

Das White Shark Café ist nur eines der vielen unerforschten Geheimnisse unserer Ozeane – bislang sind lediglich fünf Prozent der Weltmeere erforscht. Für einen effektiven Meeresschutz sind sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch gesetzliche Schutzmaßnahmen unerlässlich. Der Weiße Hai gehört zu den bedrohten Arten, und Forscher setzen sich dafür ein, das White Shark Café als Meeresschutzgebiet (MPA) zu deklarieren. Dies schützt nicht nur die Haie, sondern auch das empfindliche Ökosystem dieser Region, über das wir noch viel zu wenig wissen. Der Schutz der Ozeane bedeutet auch den Schutz unserer eigenen Zukunft. 


Eure Lisa


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